Jack Reacher (Lee Child) trampt durch die USA und setzt sich für die Gerechtigkeit ein. Seine Mittel sind Taktik und seine Fäuste. Er ist physisch unbesiegbar und nutzt dies, um Problemen auf den Grund zu gehen – die Tatsachengrundlage, die Entscheidung für Richtig und Falsch ist, aufzuklären. Ähnlich handelt – allerdings ohne Fäuste – ein engagierter Verteidiger.
Zwar ist die physische Unbesiegbarkeit ein fernliegendes Wunschdenken, aber der Kampf um richtige Tatsachen findet im Recht täglich statt, und zwar im Straf- wie im Zivilrecht.
Die Frage, die sich stellt, ist, welche Geschichte hat stattgefunden? Wie kann ich sie beweisen? Wie kann ich die möglicher Weise falsche Geschichte oder Hypothese so angreifen, dass das Gericht daran zweifelt?
Menschen sind leider sehr leicht beeinflussbar, auch Menschen, die in der Strafverfolgung tätig sind. Es ist vieles menschlich nachvollziehbar: Der erste Eindruck zählt, wer war da tätig, sind da bekannt Gesichter dabei, ist da irgendetwas nicht so, wie es üblicher Weise immer sein sollte? Folge dem Geld; Man schläft, wie man sich bettet.
Können Tatsachen nicht lückenlos aufgeklärt werden, entsteht durch Kreativität trotzdem eine geschlossene Geschichte. So arbeitet das menschliche Gehirn. Es möchte Erklärungen haben und schafft sich eigene, wenn bekannte Tatsachen keine Antworten hergeben.
Im Zivilrecht muss der Kläger seine Geschichte, auf die er einen Anspruch stützen möchte, beweisen. Er muss die Geschichte erzählen und Beweise für die Tatsachen liefern. Im Strafrecht tut dies der Staat. In der Mitte steht das Gericht. Der erste Eindruck zählt.
Der Verteidiger kämpft wie Jack Reacher um die Wahrheit. Das gilt fast gleichermaßen im Schadensersatzverfahren wie im Strafverfahren wobei es bei Letzterem um wesentlich höhere Rechtsgüter geht, nämlich die Freiheit (in den USA teilweise auch um das Leben). Eine ungerechtfertigte Verurteilung kann aber auch Leben zerstören, auch ohne Todesstrafe.
Wie bei Jack Reacher gilt die Devise: Kämpfe oder verliere. Das ist so im Boxring, auf der Straße und vor Gericht. Der Angeklagte muss seine Unschuld nicht beweisen, sondern der Staat muss die Schuld beweisen. Der erste Eindruck (der Anklage) war jedoch, dass schon „etwas dran“ ist. Es geht also Richtung Verurteilung (K.O.).
Im Zivilrecht ist die erste Klageschrift natürlich überzeugend. Ähnlich einer Anklage.
Nichts tun ist als Verteidigung in der Regel kein Plan. Wenn man auf der Straße mit einem Messer angegriffen wird und nichts tut, wird man erstochen. Wenn man sich wehrt, kann man vielleicht überleben. Wenn man im Gericht nichts tut, wird man verurteilt (das heißt nicht, dass man als Angeklagter etwas sagen muss, es gibt viele Instrumente, die die Verteidigung einsetzen kann).
Wie Jack Reacher geht der Verteidiger den Tatsachen auf den Grund, ermittelt eigene und präsentiert diese als Grundlage einer Alternativgeschichte.
Das macht ein Verteidiger, das mache ich. Ich kämpfe für Sie.